Hallo zusammen!

Nach langer Zeit mal wieder etwas Neues aus dem Hause s-photo.de…

Heute machen wir aus einem normalen Foto ein Miniatur-Foto. Hamburg existiert zu großen Teilen im Miniatur-Welt-Wunderland, heute verblüffen wir die Betrachter aber einmal mit diesem Effekt aus dem „echten Hafen“!

Diesen Effekt nennt man Tilt. Tilt-Shift ist normalerweise eine spezielle Objektiv-Form, mit der man im Falle von Tilt über die Scheimpflug-Regel die Schärfeebene verlagern kann und im Fall von Shift geometrischen Verzerrungen aus dem Weg geht (Architektur-Fotografen nutzen Tilt-Shift-Objektive, stürzenden Linien entgegen zu wirken). Hierzu für die Interessierten ein Link zu Wikipedia, ich möchte den Beitrag nicht zu technisch werden lassen und mich eher um die Bildbearbeitung bemühen.

Vorher-Bild

Zur Bearbeitung habe ich mir ein Bild aus der Hamburger Hafencity herausgesucht. Hier werde ich lediglich mit Photoshop den Tilt-Effekt zeigen und erklären.

Zuerst ist eine Grundbearbeitung des Bildes wichtig, damit später nicht mehr an den einzelnen Ebenen gearbeitet werden muss. Wenn die Hintergrundebene fertig ist, kopieren wir mit STRG-J (duplizieren) die Ebene und arbeiten damit weiter.

Der erste Schritt zum Tilt-Bild (witzig, reimt sich ja.. ) ist, sich klar zu machen, wo die Schärfeebene verlaufen soll und welche Bereiche dazu gehören. Sehe ich Fake-Tilt Aufnahmen, fällt mir immer wieder auf, dass sehr ungenau gearbeitet wurde und eine einfache Verlaufs-Maske erstellt wird und Bereiche schlicht unscharf geblieben sind, die eigentlich scharf wären, wäre das Bild mit einem „echten“ Tilt-Objektiv aufgenommen worden. Das sind Flüchtigkeitsfehler, die guten Fotografen/Bildbearbeitern nicht passieren sollten.

In meinem Beispiel soll das am Kai anliegende Schiff scharf sein. Und die dazugehörige, parallel verlaufende Schärfeebene male ich später zu der erstellten Maske dazu.

Maske Unschärfe Schiff Details

Das Schiff wird einfach ausgeschnitten. In diesem Fall war es sehr aufwändig, da die feinen Linien und Stränge, Antennen und Reeling etc. akribisch ausgeschnitten werden mussten, damit der Effekt auch echt wirkt. Nach einer drei einhalb stündigen Tortur mit der Maus (ich muss mir doch wieder ein Grafik-Tablet anschaffen..) konnte ich endlich die Maske als fertig betrachten. Ist unsere Auswahl fertig erstellt, ich empfehle die Auswahl dringend zu speichern, erstellen wir zuerst eine Kopie, in der lediglich das Schiff zu sehen ist (rechte Maustaste -> Ebene durch Kopieren). Nun haben wir eine Hintergrundebene, eine Kopie dieser Hintergrundebene und das ausgeschnittene Schiff. Wenn wir die Auswahl vom Schiff laden und auf „Maske erstellen“ klicken, haben wir dieses Ergebnis. (Tatsächlich erstellen könnt ihr die Maske entweder später oder ihr blendet die Maske durch „SHIFT-Klick“ auf die Maske aus, um ungestört weiter arbeiten zu können.

mit Schein

Jetzt müssen wir allerdings im Vorweg folgendes Problem beheben: Setzen wir die Kopie der Hintergrund-Ebene mit dem Gauss’schen-Weichzeichner auf unscharf, zeichnen wir auch das Schiff mit Unscharf und die unscharfen Bereiche überlagern im Hintergrund die scharfen Bereiche, weil diese unscharf darüber hinaus ragen und einen Schein um z.B. die Antennen etc. hinterlassen.

Ohne Schein

Dies zu vermeiden ist relativ einfach. Wir müssen lediglich dafür sorgen, dass auf der Ebene, die später unscharf ist.. kein Schiff mehr ist. Wir nehmen also den Kopierstempel oder arbeiten mit dem inhaltsbasierten Füllen, um an Stelle des Schiffs den bildüblichen Hintergrund zu erreichen. Das muss nicht 100% genau sein, weil wir ja eine ganze Ecke Unschärfe auf der Ebene haben werden. Grundsätzlich reicht es, wenn ihr das Motiv im Radius des Gauss’schen Weichzeichners um die Kanten herum entfernt – wegstempelt etc.)

zweite Ebene mit weggestempeltem Motiv und hinzugefügter Unschärfe

Der nächste Arbeitsschritt ist, die Kopie der Hintergrundebene unscharf zu machen. Dafür rufen wir den Gauss’schen Weichzeichner über die Filter – Weichzeichenfilter auf und stellen je nach Bild und Anforderung einen passenden Radius ein. Bei meinem Bild waren 16.6 px ausreichend. Stellt ihr diesen Wert zu hoch ein wirkt das Bild sofort unecht, bei zu niedriger Unschärfe erkennt man den Effekt nicht sehr gut. Ist das Motiv sauber weggestempelt und die Unschärfe mit dem Weichzeichner hinzugefügt, sieht das so aus:

Maske für den Schärfeverlauf

Jetzt können wir die vorhin erstellte Auswahl laden und die Maske erstellen. Ich empfehle je nach Details der Auswahl vor dem Erstellen der Maske eine weiche Kante von 0.5 px einzustellen. Anschließend male ich mit einem großen Pinsel mit o% Härte eine etwaig verlaufende Ebene für einen Schärfeverlauf vor und nach dem Schiff auf die Maske (weiße Vordergrundfarbe). Bei diesem Arbeitsschritt ist es „nicht ganz so wichtig“ präzise zu sein, weil das unserem Gehirn nicht so „wichtig“ ist. Sind z.B. die feinen Strukturen der oberen Antennen unscharf, erkennt das unser Gehirn sofort und wir identifizieren das Bild als Fake. Ist die Schärfelinie parallel zum Schiff nicht exakt gerade, müsste unser Gehirn erst ganz bewusst Dinge wie Abstand zum Motiv, Kameralage etc. analysieren, aber in der Regel tun wir das nicht. Wir wollen ja nur den Miniatur-Effekt erreichen. Lasst euch also hier von eurem Empfinden leiten und schaut euch an, wo die Ebene lang laufen würde. Feine Details, wie z.B. die Laternen in meinem Bild malt ihr dann einfach später zusätzlich mit einem sehr kleinen Pinsel in die Maske.

Ebenen-Reihenfolge

Wenn das geschafft ist klicken wir die obereste Ebene mit den ausgeschnittenen Schiff an und laden erneut die Auswahl. Auch hier erstellen wir mit der erstellten Auswahl eine Maske. Jetzt kehren wir die Auswahl aber um. Dies dient abschließend noch dazu, eventuell vergessene, oder nicht präzise ausgearbeitete Bereiche der Unschärfe (der Schein, den ich weiter oben beschrieben habe) zu verbessern. Hier würde ich erstmal keine weiche Kante erstellen und mir die Ergebnisse bei 100 % Vergrößerung ansehen. Bei mir brachte dies an den feinen Kanten einiges. Eure Ebenen sollten nun wie im Beispiel-Bild aussehen.

fertige Aufnahme

So. Damit wären wir fertig. Durch den Effekt, dass vor und hinter dem Objekt Unschärfe entsteht erweckt sich der Miniatur-Eindruck. Die Betrachter müssen sehr genau hinsehen um herauszufinden, ob es eine tatächliche Miniatur- Landschaft alá Miniaturwelt-Wunderland ist, oder ob es sich um echte Szenen handelt.

 

 

 

 

 

Zum Schluss zeig ich nochmal ein Vorher-Nachher, damit man den Effekt und die Arbeitsschritte besser nachvollziehen kann.

 

 

Viel Spaß beim Probieren. Kommentiert diesen Beitrag, gebt mir Feedback, stellt Fragen! Vielen Dank für Eure Unterstützung und ich hoffe, es machte Spaß!

Euer Sven von s-photo